MAGAZIN | Ostfildern 23. Oktober 2021

Mit dem Fahrrad auf Torejagd: Die Vize-Europameister von Kemnat

Was für ein großer Erfolg für Chris Rapp und Robin Bluthardt. Bei der Junioren Hallenradsport Europameisterschaft in der Schweiz konnten die beiden Kemnater Jungs die Silbermedaille im Radball mit nach Hause holen. Nun sind ein paar Wochen vergangen und ein wenig Ruhe ist eingekehrt – Zeit wird es, ein wenig mehr von und über die beiden Sportler zu erfahren.


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Vize-Europameister Robin Bluthardt und Chris Rapp | © RV Kemnat
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Kunststücke am Ball | © Monika Schrott

Filderklick: Herr Rapp, Herr Bluthardt, wie haben Sie sich auf die Junioren-Europameisterschaft vorbereitet?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Durch intensives Training mit unserem Bundestrainer Michael Lomusico, der zur Vorbereitung verschiedene Turniere für uns mit starken Mannschaften aus der 1. und 2. Bundesliga organisiert hat. Zudem haben wir an Vorbereitungslehrgängen an der Sportschule Frankfurt teilgenommen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war aber natürlich die jahrelange Betreuung und Vorbereitung durch unseren Heimtrainer Claus Rapp.

Filderklick: Welche Eindrücke haben Sie aus der Schweiz mit nach Hause zurückgenommen?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Die überwältigende Unterstützung unseres Heimatvereins RV Kemnat, natürlich der Familien und Freunde, sowie anderer deutscher Vereine, die selbst live dabei waren oder die EM per Livestream miterlebt haben. Das hat uns sehr beeindruckt und natürlich auch sehr stolz gemacht.

Der Zusammenhalt innerhalb des kompletten deutschen Teams war einfach toll. Für Deutschland bei einer EM starten zu dürfen erfüllt uns auch im Nachhinein mit Stolz und hat uns gezeigt, dass sich das jahrelange intensive Training bezahlt gemacht hat.

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Chris Rapp und Robin Bluthardt während eines EM-Spiels | © Monika Schrott

Filderklick: Welche sind – außer Deutschland – die führenden Nationen im Radball?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Die aktuellen Junioren-Europameister Schweiz, sowie Österreich und Tschechien.

Filderklick: Wie oft trainieren Sie?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Mindestens 3mal in der Woche und zusätzlich noch so manches Wochenende.

Filderklick: Was ist der Unterschied zwischen einem „normalen“ Fahrrad und einem Radball-Fahrrad?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Die Radball-Fahrräder haben keine Bremse und eine komplett andere Geometrie: Sattel und Sattelstütze sind die Verlängerung der oberen Rahmenstange, die Gabel ist deutlich senkrechter, es gibt eine starre Narbe, die Übersetzung ist fast 1 zu 1 (vorderes und hinteres Zahnrad gleich groß). Auffällig sind vor allem die Hörnerlenker.

Filderklick: Woher kommt Ihre Begeisterung für den Radball?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Die Begeisterung für diesen tollen Sport hat vor allem unser Trainer Claus Rapp, der gleichzeitig der Vater von Chris ist, in uns geweckt. Er holte uns Jungs schon früh in den RV Kemnat und ist seit 11 Jahren unser Trainer.

Filderklick: Welche Fähigkeiten benötigt man als Radball-Sportler?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Wichtig ist vor allem ein gutes Balancegefühl, um das Fahrrad richtig zu beherrschen aber auch Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Also das sportliche Gesamtpaket ist hier entscheidend.

So funktioniert 2er Radball - ein kleines Regelwerk

Mannschaft: 1 Torwart, 1 Feldspieler, wobei auch der Torhüter mit ins Angriffsspiel integriert wird

Spielball und -feld: Das Spielfeld ist 14x11 m groß, das Tor 2x2 m. Der mit Roß- und Rehhaar gefüllte Ball ist ungefähr 17-18 cm groß und 500-600 g schwer.

Spiel: Gespielt wird der Ball durch Schläge mit dem Rad und dem Körper, allerdings ohne Benutzung von Händen und Füßen – es sei denn die Hände bleiben am Lenker und die Füße auf den Pedalen. Kopfbälle sind ebenso gestattet.

Regeln: Der eigene Strafraum darf immer nur von einem Spieler befahren werden, sonst gibt es einen Strafstoß. Bei groben Fouls kann es ebenfalls einen Strafstoß bzw. einen Freistoß geben. Der Ball darf nur vom Torwart im eigenen Strafraum mit den Händen berührt oder gefangen werden. Berührt ein Spieler mit dem Fuß den Boden, muss er zuerst hinter die eigene, verlängerte Torlinie fahren, um wieder spielberechtigt zu sein. Dies gilt auch für denjenigen, der im Tor steht. Wird dieser währenddessen vom Gegner angeschossen, gibt es ebenfalls einen Strafstoß.

Mehr Infos finden Sie auf der Website des RV Kemnat unter https://rvkemnat.hpage.com/

Filderklick: Was macht den Radball-Sport so besonders?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Diese Sportart ist mit keiner anderen vergleichbar, da sie eine Kombination verschiedener Fähigkeiten abverlangt. Sie bleibt auch immer dadurch etwas Besonderes, weil es nur wenige Sportler gibt. Dadurch sind alle Sportler im Radball wie eine große Familie.

Filderklick: Was kommt nach der EM? Welche sportlichen Ziele haben Sie?

Chris Rapp/Robin Bluthardt: Wir hoffen auf eine gute Platzierung bei der Deutschen Meisterschaft und möchten anschließend gerne in die 2. Bundesliga aufsteigen.

Filderklick: Vielen Dank für das Interview.