MAGAZIN | Ostfildern 21. April 2021

Fortbildung funktioniert auch virtuell

Mit der Leiterin der Volkshochschule Ostfildern Dr. Christina Jetter-Staib sprachen wir über die neuen Möglichkeiten und Vorteile des digitalen Kursangebots, über technische Hürden, Online-Angebote für Kinder und über die Zeit nach der Corona-Pandemie.

Vor über einem Jahr, am 16. März 2020, ging Deutschland zum ersten Mal in den Lockdown. Kitas, Schulen, Geschäfte und Restaurants schlossen. Sowohl privat als auch beruflich musste auf andere Kommunikationsmittel zurückgegriffen werden, da der direkte Kontakt plötzlich nicht mehr möglich war. Veranstaltungen mit mehreren Personen wurden verboten und werden bis auf absehbare Zeit nicht möglich sein.

Das trifft auch die Volkshochschulen in Deutschland hart, da ihr Angebot vor allem vom Austausch und dem direkten Kontakt der Teilnehmer lebt. Da von einem Tag auf den nächsten Präsenzkurse nicht durchführbar waren, musste das gesamte Angebot innerhalb kürzester Zeit an die neue Situation angepasst werden.

Auch die Volkshochschule Ostfildern hat in dieser schwierigen Zeit ihr Angebot umgekrempelt und präsentiert inzwischen ein digitales Programm, das jeder Altersgruppe interessante und spannende Kurse bietet und gleichzeitig einen leichten Einstieg ermöglicht.


Responsive image
Dr. Christina Jetter-Staib, Leiterin der Volkshochschule Ostfildern | © Ines Rudel
Responsive image
Corona-gerechtes Angebot der Volkshochschule Ostfildern | © Ines Rudel

Filderklick: Frau Jetter-Staib, wie laufen die Online-Kurse der vhs Ostfildern in der Regel ab? Welches Equipment und welche Computerkenntnisse sind dafür notwendig?

Dr. Christina Jetter-Staib: Unsere Teilnehmer*innen erhalten rechtzeitig vor der Veranstaltung eine kurze Anleitung mit Bildern und den Zugangslink. Wir bemühen uns sehr darum, die Teilnahme sehr einfach zu gestalten und schauen immer, was wir noch verbessern können. An Ausstattung genügt ein normaler PC, Tablet oder Smartphone. Eine Kamera (meist eingebaut) und Kopfhörer (z.B. vom Handy) sind natürlich super.

Filderklick: Gibt es ausreichend technischen Support bei Problemen? Sind die Lehrer hierfür geschult worden?

Dr. Christina Jetter-Staib: Bei Fragen stehen unsere Mitarbeiter*innen gerne zur Verfügung. Wir merken aber auch, dass dieser Service immer weniger in Anspruch genommen wird. Bei den Lehrer*innen sind wir gerade in eine zweite Phase eingetreten. Es gibt einige Dozent*innen, die im letzten Jahr noch keine Online-Angebote angeboten haben, nun aber auch auf den Geschmack kommen. Wir bieten darum sowohl eine Schulung für absolute Neulinge als auch für Dozent*innen, die Webinare z.B. aus Teilnehmersicht kennen und sich nun als Administrator versuchen. Ganz wichtig ist auch: Neben dem technischen Knowhow ist auch die pädagogische Seite wichtig. Ein Veranstaltungskonzept ist nicht 1:1 von präsent auf digital übertragbar. Hier gilt es auch die jeweilige Ausgestaltung des Kurses neu zu durchdenken.

Responsive image
Online-lernen macht Spaß | © VHS Ostfildern

Filderklick: Was sind die Vorteile der vhs-Angebote gegenüber einem Selbststudium über YouTube & Co.?

Dr. Christina Jetter-Staib: Ganz klar: Austausch, Begegnung, und vor allem eine druckfreier Raum, in dem man sich einfach mal ausprobieren und weiterentwickeln kann. Und dass man in unserem Programm auf spannende Inhalte stößt, die man noch gar nicht im Blick hatte. Das ergänzt sich übrigens bestens mit Youtube und Co., von daher wünschen wir auch guten Bildungsangeboten in diesen Medien guten Zulauf!

Filderklick: Welche Kurse in Ihrem Angebot funktionieren online besonders gut, welche dagegen sind kaum realisierbar?

Dr. Christina Jetter-Staib: Wir bieten quer durch alle Programmbereiche Online-Formate an. Hoch ist der Zuspruch z.B. im Sprachenbereich – wer lange Zeit eine Sprache bei der vhs gelernt hat, will seine Kenntnisse nicht wegen Corona verlieren und bleibt gerne online am Ball. Im Berufsbereich hat sich die digitale Form schon vor Corona etabliert. Was uns sehr fehlt, sind z.B. die Exkursionen: Gemeinsam mit unseren Teilnehmer*innen spannende Orte zu entdecken und Bildungsinhalte greifbar zu machen, ist online schwierig – das ist so wie eine selbst erlebte Reise im Vergleich zu einer Fernsehdokumentation.

Filderklick: Welche Altersgruppe nutzt das Online-Angebot besonders stark?

Dr. Christina Jetter-Staib: Online-Angebote werden inzwischen quer durch alle Altersgruppen angenommen – je jünger und je stärker beruflich an IT gewöhnt, je geringer ist die Hemmschwelle.

Filderklick: Gibt es besonders interessante Online-Angebote für Kinder?

Dr. Christina Jetter-Staib: Ja, wir haben z.B. den Kurs „Programmieren mit Scratch!“ online für Kinder im Programm. Allerdings: Gerade in dieser Altersgruppe ist das Interesse an haptischen Erfahrungen, an unterschiedlichen Materialien und der Natur groß – gerade in Zeiten von Homeschooling und Co. Das könnte sich aber auch verschieben, sobald die Kinder wieder mehr in ihren Klassen sitzen.

Filderklick: Wie werden Ihre Online-Angebote angenommen?

Dr. Christina Jetter-Staib: Was wir auf jeden Fall oft hören, ist, dass die Online-Seminare den Leuten Spaß machen und dass es einfach eine gute und einfache Gelegenheit ist, sich mal ohne Stress auf dieses Format einzulassen. Oft interessieren sich die Leute eigentlich für Yoga oder Italienisch, und nicht für Computer. Aber man lernt jede Menge ganz spielerisch nebenbei – und es ist viel einfacher, als man glaubt!

Filderklick: Führen Sie kostenlose Live-Vorträge durch, die online gestreamt werden oder gibt es Planungen hierfür?

Dr. Christina Jetter-Staib: Es gibt kostenlose Live-Vorträge – gerade erst haben wir z.B. mit Gerald Knaus einen Abend durchgeführt, ein international anerkannter Migrationsexperte, der die Aserbaidschan-Connection aufgedeckt hat. Das läuft aber nicht als reines Streaming, sondern (bislang) immer mit der Möglichkeit zum Austausch und zur Interaktion. Da sind wir noch am Ausprobieren, aber generell gilt: Volkshochschule ist nicht nur ein Ort der Bildung, sondern auch der Begegnung – denn im Austausch entsteht eine ganz andere Dynamik, als wenn ich nur Informationen konsumiere. Das wollen wir weiterhin im Fokus behalten – ob online oder offline.

Filderklick: Wie sieht die Zukunft des modernen Fortbildens aus? Planen Sie auch langfristig Online-Angebote? Wie sieht es mit Hybrid-Veranstaltungen aus?

Dr. Christina Jetter-Staib: Unbedingt! Die unterschiedlichen Formen des Lernens haben sich etabliert, werden bleiben – und verschwimmen. In Zukunft wird man ohne große Diskussion das auswählen, was zur jeweiligen Zielgruppe und dem Inhalt passt – oder zum Wetter!

Filderklick: Wie bereiten Sie sich auf einen möglichen Ansturm nach der Corona-Pandemie bei den Präsenzkursen vor?

Dr. Christina Jetter-Staib: Das hoffen wir natürlich sehr! Allerdings: Wir wissen alle nicht, wie lange alles dauert, ob es weiterhin Angst vor Infektionen gibt, welche Hygienemaßnahmen nötig sind … In jedem Fall: Unser Hygienekonzept steht, unsere Räume sind bereit – wir warten, wann es endlich wieder auch mit Präsenzkursen weitergehen kann.

Filderklick: Vielen Dank für das Interview.

- Lokale Werbung aus Ostfildern -

Unsere süß-fruchtigen Salzbonbons
...

Filder-Salzgrotte, Wilhelmstr. 18, Nellingen

Wir sind bald wieder für Euch da
...

fit+ Kemnat, Heumadener Straße 23, Kemnat